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1 Nov 2016

Herbsttreiben

Liebe Federfreundinnen und Federfreunde

Vor einem Monat gab ich den Schreibkurs „Ressourcen stärkendes Schreiben für Frauen“. Ich hatte eine Gruppe von zehn wundervollen Frauen, die das Schreiben zur Stärkung der eigenen Ressourcen mit grosser Offenheit und Kreativität entdeckten.

Für diese einzigartigen Frauen und natürlich auch für Euch alle, die Ihr meinen „Federpfiff“ lest, möchte ich heute Abend eine weitere Schreibübung vorschlagen. Bei dieser Achtsamkeitsübung geht es darum, die Sinne zu schärfen. Die Übung kann überall durchgeführt werden. Da das Wetter an diesem 1. November jedoch so strahlend ist, möchte ich sie Euch als Schreibübung in der Natur schmackhaft machen. Das Schärfen der Sinne ist ein wichtiger Bestandteil des „Ressourcen stärkenden Schreibens“, da wir uns – wenn wir im Augenblick leben– von Vergangenem und Belastendem sowie von Zukünftigem und Besorgniserregendem lösen.

Und so mache ich’s: Ich raschle mit lauten Pfoten durch die Herbstblätter, hier und dort nehme ich eine Pfütze mit: mit anderen Worten ich mache einen fünfzehnminütigen Spaziergang in der Natur. Ich belausche und betrachte alles konzentriert: Bäume, Winde, Tannzapfen, rote Beeren. Dann schreibe ich eine Viertelstunde frei auf, was mir zu den Geräuschen, Bildern, Gerüchen in den Sinn kommt, die mir die Natur geliefert hat.

Spaziergänge in der Natur beleben, erfrischen und wecken neue Assoziationen. Hierzu mein Freund Robert Walser in „Der Spaziergang“: „Höchst liebevoll und aufmerksam muss der, der spaziert, jedes kleinste lebendige Ding, sei es ein Kind, ein Hund, eine Mücke, ein Schmetterling, ein Spatz, ein Wurm, eine Blume, ein Mann, ein Haus, ein Baum, eine Hecke, eine Schnecke, eine Maus, eine Wolke, ein Berg, ein Blatt oder auch nur ein armes weggeworfenes Fetzchen Schreibpapier, auf das vielleicht ein liebes gutes Schulkind seine ersten ungefügen Buchstaben geschrieben hat, studieren und betrachten. Die höchsten und niedrigsten, die ernstesten und lustigsten Dinge sind ihm gleicherweise lieb und schön und wert.“

Also liebe Federfreundinnen und Federfreunde, hüpft hinaus in den Herbst, lasst den vergangenen Sommer hinter euch, denkt nicht an den kommenden Winter: Stolpert mit den Stiefeln durch die schmutzigen Pfützen und beschreibt Euer wildes Herbsttreiben!

 

Edited_Schriftzug_Euer Federfux

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